Gedankenlärm
Und dann der Flug, vor dem mir etwas graute. Ich bin ein Erdmensch, kein Luftmensch, egal wie toll der Service, wie wunderbar das Wetter, wie klar die Aussicht und wie interessant der Sitzplatznachbar ist. Nichts desto trotz: der Service war hervorragend (ich sage nur Schweizer Schoki...), es war klarster Himmel mit wunderbarstem Sonnenschein, die Crew äußerst angenehm – kurz ich bin gern eingestiegen und auch entspannt wieder ausgestiegen. Und das ist gar nicht so selbstverständlich! Meinem Mitbewohner hatte ich am Abend zuvor meine Flugangst und komischen Vorahnungen gebeichtet. Er meinte - bei einem komischen Gefühl sollte ich auf jeden Fall nicht in das Flugzeug einsteigen und am besten auch versuchen die Crew vom Fliegen abzuhalten. Instinkte und Vorahnungen sind meist richtig und es ist wichtig ihnen nachzugehen! - Er fügte aber auch hinzu, dass das Flugzeug das bei weitem sicherste Transportmittel sei und meine Vorahnungen wahrscheinlich nicht zutreffen (mal abgesehen von dem Unglück vorgestern in Malaysia, von dem ich bei der Gelegenheit erfuhr). - So ernst genommen zu werden in meinen Bedenken machte mich etwas sprachlos. Ich versuchte mir bildlich vorzustellen, wie ich mich weigerte in das Flugzeug einzusteigen: Ich - stur wie ein Esel vor der ersten Stufe stehend, die Crew in einer gekonnt-professionellen Mischung aus Mitgefühl und Manipulation auf mich einredend, die Passagiere genervt aus den Fenstern auf mich starrend... Das fiel mir sehr schwer zu glauben. Meine „gemischten Gefühle“ so ernst zu nehmen, dass ich 800 Euro so einfach in den Sand setzen würde, da würde ich mit meinem Selbstwertgefühl gern mal hinkommen. Den ganzen Flug dann noch zu stoppen.. Wow!... da muss ich echt überzeugt sein. Die Vorstellung fand ich abwechselnd absurd und faszinierend. Aber von meinem unzureichenden Selbstbewusstsein mal abgesehen... wie kann ich denn unterscheiden zwischen einer ängstlichen Vorstellung und wirklichem Bauchgefühl? Das konnte mir mein Mitbewohner auch nicht beantworten. Aber immerhin hatte ich einen Plan B und zumindest gab es eine Person, die mich verstehen würde, wenn ich mich weigern würde morgen in das Flugzeug zu steigen. Das beruhigte mich.
Als ich dann in der Schlange am Gate kurz vorm Einsteigen war, lauschte ich in mich hinein: Alles war ruhig, ich war entspannt und ich freute mich auf den Flug – zumindest auf den ersten kurzen Inlandsflug nach Zürich - und mir wurde dabei klar: eine ernst zu nehmende Vorahnung kann ich wenn, dann nur aus einer solchen Ruhe heraus wahrnehmen. Angst macht blind und taub habe ich letztlich in „Herzenhören“ gelesen. Bei all dem Gedankenlärm, den meine Ängstlichkeit und Nervosität normalerweise in solchen Situationen produzieren, ist es völlig unmöglich die wirklich wichtigen Signale von Fiktionen zu unterscheiden. Und vor dem zweiten langen Flug bemühte ich mich, keinerlei unbegründete Sorgen aufkommen zu lassen. Und auch hier hatte ich deutlich ein gutes Gefühl beim Einstieg. Soviel zur Not-wendigkeit von „Inner Peace“...
saja am 13. März 14
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