Gelandet – Gestrandet
Puhh. Endlich. Boden unter den Füßen. Mutter Erde, ich danke Dir. Und jetzt.. dem Strom folgen. Mein Rucksack war als erstes da. Gut, dann kann es ja jetzt losgehen. Ich trottete mit meinem Rucksack und Rollkoffer endlos lange Gänge entlang; dankbar über globale Standards, die das Ankommen auf fremden Boden durch vertraute Sprache und Symbolik doch sehr erleichtern und über die recht einfachen Entscheidungen, die mir zu diesem Zeitpunkt abverlangt wurden: Exit oder Weiterfliegen. Nein, ich will nicht weiterfliegen, ich will weiter Bahn fahren. Dafür brauche ich Geld und Tickets – das war die nächste Herausforderung, auf die ich mich innerlich vorbereitete. Geld abheben ist etwas schwierig. Irgendetwas ist mit den EC-Karten kaputt, man kann eigentlich nur an Flughäfen oder Postämtern Geld abheben, aber besser sind Flughäfen. Ich war müde und erschöpft. 16 Stunden war ich jetzt schon unterwegs. Wie ferngesteuert gehe ich zur Eingangshalle... Ticket und Geld, Ticket und Geld und dann kann ich erstmal wieder schlafen..hämmert es in meinem Kopf.
Ich gehe durch die Glastür, die die Ankommenden von den Wartenden trennt und schaue auf. Irgendwie ist es immer ein magischer Moment, dieses Durch-die-Glastür-kommen: Jetzt verlasse ich die global-vertraute Flughafenempfangswelt, die standardisierten Abläufe, die überschaubare Symbolik und die einfachen Entscheidungen. Hier beginnt die andere Welt, spätestens hier fängt die Exotik an. Ab hier sieht die Welt asiatisch, amerikanisch, thailändisch, europäisch oder was auch immer aus. Ab hier ist man den lokalen Gesetzmäßigkeiten einschließlich lokaler Kennzeichnungen ausgesetzt, ab hier ist man wieder selbstverantwortlich. Zig Augenpaare starren mich an, scannen mich für einen Bruchteil von Sekunden... aber nein, ich bin nicht die Person, auf die sie warteten. Schwupp, schon scannen sie die Person nach mir. Auch nicht? Na, dann schwupp, weiter. Gehe ich selbst? Werde ich nicht von ihrer fortwährend nach neuen zu scannenden Objekten drängenden Aufmerksamkeit einfach weiter geschoben? Und gehe ich nicht absichtlich etwas langsamer, um dieses wohlige Bad in Aufmerksamkeit noch etwas zu verlängern? Ist es vielleicht gerade wohlig, weil sie mir so gar nicht zugedacht ist diese Aufmerksamkeit, weil niemand wirklich etwas von mir will, außer mich zu scannen? Ich genoß den süßen Nachgeschmack dieses besonderen Momentes, der so frei von Erwartungen und voll von Geschenken ist, und wagte noch nicht recht nach vorn zu schauen. Die Situation hatte mich aus meiner zielgerichteten Geld-Ticket-Planung rausgeworfen und nun fühlte ich mich orientierungslos gestrandet in dieser fremden Welt. Ich versuchte mich innerlich wieder zu sortieren, während ich automatisch weiter in Richtung Empfangshalle ging.
saja am 19. März 14
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