Montag, 24. März 2014
Angekommen
Ich sitze im Zug, noch 5 min bis ich an meinem Ziel ankomme. Ich werde etwas nervös... Hat die Stadt nicht mehrere Bahnhöfe? Vielleicht hält meine Bimmelbahn an mehreren Bahnhöfen? Was hatte ich nochmal ausgemacht? Ich greife zu dem japanischen Handy, dass mir ein Kollege geliehen hat, da europäische hier nicht funktionieren. Das Handy zeigt mir zwar freundlicherweise die richtige Uhrzeit an, aber mit japanischen Netzen will es irgendwie nichts zu tun haben – Simcard abgelaufen, wie ich später erfahre. Gut, dann abwarten und tatsächlich - keine 5min später: die Stadt, die Zeit, die Menschen – die dieses mal tatsächlich auf mich warten. Merkwürdig, nach sovielen Stunden Anreise, zigmal Umsteigen, in diesem fremden Land und ohne Mobiltelefon, erscheint es mir wie ein kleines Wunder, dass ich zum vereinbarten Zeitpunkt, am vereinbarten Ort, die vereinbarten Menschen treffe, die mich in mein Apartment bringen.



Samstag, 22. März 2014
Jetzt geht’s los!
Sanft und gleichmäßig fuhr der Shinkansen, gut zum Schlafen, zumal mich Tokyos Vororte eh nicht sonderlich interessierten. Flachland habe ich zu Hause genug, ich wollte endlich Berge sehen! Sanft und gleichmäßig durchquerte er auch die Berge, tauchte ein in die malerisch winterliche Berglandschaft, von der ich bis auf ein paar kurze Momente, in denen ich meine Augen aufraffen konnte, leider nicht viel mitbekam, und glitt dahin bis zu seinem Endziel – der Küstenstadt Niigata. Eine Stunde Aufenthalt hatte ich hier, bis mich der nächste Zug endgültig an mein Reiseziel bringen würde. Als ich in Deutschland die Route ausgedruckt hatte, hatte ich geträumt von einem kleinen Café in der Küstenstadt, abseits der hektischen Metropole Tokio. Davon, Menschen und Möwen zu beobachten und langsam in diesem fremden Land anzukommen. Nun war ich da und die Zeit und vor allem meine Verfassung reichten weder zum Erkunden der Stadt, noch zum ernsthaften Verlassen des Bahnhofsgeländes, das zugleich ein mittelgroßes Einkaufszentrum war.
Ich trottete mit Rucksack und Rollkoffer den Gang entlang. Vorbei an kleinen Restaurants, einem westlich wirkenden, sehr vollen Starbucks-Verschnitt, einer japanischen Möchte-Gern-Croissanterie und dem Eingang zu einem größeren, Karstadt-ähnlichen Etablissement. Ich gebe zu, für einen kurzen Moment kam mir der Gedanke an Shopping, reizten mich all die neuen Dinge, die es zu entdecken gab, dann holte mich die Realität wieder ein, meine Müdigkeit, mein Gepäck,.. und ich beschloß vor die Tür zu gehen, um wenigstens kurz japanische Luft zu schmecken. Der Himmel war bedeckt und es war kühl draußen. Die Luft schmeckte nach Winter. Ein wenig schwermütig dachte ich an die Sonne und den gerade aufkeimenden Frühling, den ich hinter mir gelassen hatte. War ich enttäuscht, dass japanische Luft nicht anders schmeckte? Hatte ich das ernsthaft geglaubt? Mir wurde kalt und ich ging wieder zurück ins Einkaufszentrum. Ich wanderte den Gang wieder zurück. Mir war nach einem ruhigen Platz, an dem ich einfach nur eine Tasse grünen Tee trinken konnte. Ich ging an dem Starbucks-Verschnitt vorbei. Nein, dort wollte ich sicherlich nicht hin, obwohl es sehr einfach gewesen wäre. Die Einrichtung wirkte europäisch vertraut und die Leute sahen mit ihren Cafés recht zufrieden aus. Dennoch, mich reizten die kleinen japanischen Lokale – deshalb war ich doch hier, deshalb war ich doch um die halbe Welt gereist! Und ich wollte keinen Kaffee, ich wollte grünen Tee! Im Gegensatz zu Starbucks konnte man in die kleinen japanischen Restaurants nicht durch riesige Glasfenster hineinsehen. Selbst hier, im Einkaufszentrum, war der Innenraum durch hölzerne Schiebetüren Sicht- und Lärmgeschützt und blau-weiße Vorhänge, sogenannte Noren, bedeckten die obere Hälfte des Eingangs und signalisierten, dass das Restaurant offen ist. Ich wusste, dass man drinnen zum Essen umsonst grünen Tee dazu bekam – aber ob man auch nur Tee trinken konnte? Unschlüssig wanderte ich weiter den Gang entlang auf der Suche nach einer Alternative. Ich war der einzige Ausländer weit und breit und angesichts der niedlichen, kleinen Lädchen, den zierlichen Menschen und angesichts meines immer größer und schwerer werdenden Gepäcks kam ich mir zunehmend grob und tolpatschig vor, fühlte mich wie der Elefant im Porzellanladen. Ich wagte mich nirgends hinein, aber weiterlaufen wollte ich auch nicht. Ich blieb unschlüssig stehen, direkt vor dem Starbucks Verschnitt. Mit jedem Mal dass ich an ihm vorbei lief, schien dieser Laden mich unverschämter anzugrinsen und ich bildete mir ein, dass er und die Leute darin begannen sich allmählich lustig über mich zu machen, über meine Sturheit, über meine Unentschlossenheit. Ich musste an die geringelte Katze aus Alice im Wunderland denken, die gemütlich auf einem Ast sitzt und alles kommentiert... „Du könntest es so einfach haben...“ Ich seufzte und schaute mich um. Überall fremde Menschen, fremde Zeichen. Mir wurde mulmig und das erste mal seit meinem Aufbruch begann ich zu zweifeln... Worauf hatte ich mich hier eigentlich eingelassen? Was mich hierher gebracht hatte, war die Erinnerung oder vielmehr die Erfahrung von seltsamer Vertrautheit, die ich erlebt habe in einem Zen-Tempel in Kyoto vor sieben Jahren. Zwischen dem Zen-Tempel in Kyoto und diesem Einkaufszentrum liegen gefühlt weit mehr als die 518km, die (laut GoogleMaps) diese beiden Orte voneinander trennt. Es liegen Welten dazwischen. Und es sind eben diese Welten, an die ich vorweg nicht denken wollte.. wird schon, dachte ich immer. Plötzlich hatte ich das Gefühl, jetzt geht es tatsächlich los... mein Japan-Abenteuer! Aber im Gegensatz zu der aufgeregt, neugierigen Stimmung den dieser Satz die male zuvor ausgelöst hat, zu all dem Stolz mit dem ich mein Vorhaben zu Hause meinen Freunden kundgetan hab und in der ich die Reise geplant hatte, fühlte ich mich nun etwas bange, einsam, verlassen, in dieser Fremde. Ich bin schon viel gereist, bilde ich mir zumindest ein, und nie war mir derart bange, dieses Gefühl ist irgendwie neu. Vielleicht ist das der Moment, wo ein wirkliches Abenteuer beginnt und worin sich die Erfahrung von der Träumerei unterscheidet. Ich belächelte kurz meine Naivität und meinen unermüdlich Zukunftspläne schmiedenden Kopf, lächelte über die vielen Seifenblasen und Luftschlösser, die virtuellen Abenteuer in meinem Kopf ohne jemals einen Fuß vor die Tür gesetzt zu haben. Nein, dass hier ist nicht virtuell - das waren die Erfahrungen, die ich gesucht habe - Jetzt geht es tatsächlich los!
Mein Verstand schaltete sich wieder ein: Ich hatte noch knapp 40 min. Wenn ich mich jetzt nicht entschloss irgendwo einzukehren, reicht die Zeit nicht mehr aus. Ich drehte mich um und ging zurück zu dem kleinen japanischen Restaurant am Anfang des Ganges, zögerte noch einmal kurz und schob dann die Schiebetür auf und nahm den mir zugewiesenen Platz ein. Ein kurzer Blick auf die Karte... Misosuppe geht immer. Also dann Misosuppe...äh und Reis, bitte! Beides Wörter die so banal sind, dass sie selbst die nicht-englisch sprechende Bedienung versteht. Es waren sicherlich nicht die Delikatessen in diesem Laden, aber ich hatte einfach keine Kraft mehr für Kommunikationsexperimente und auch nicht für Entscheidungen. Die Bedienung schaute mich ungläubig an. Hatte sie richtig verstanden? Sie redete kurz mit ihrer Kollegin. Ich überlegte, ob an meiner sehr klaren Bestellung irgendetwas Missverständliches sein konnte – aber egal was sie verstanden hatte, ich würde es essen, nur bitte, bitte nicht nochmal nachfragen... Sie kehrte mit einem laminierten Menü mit Bildchen zurück und zeigte auf Misosuppe und Reis, um sicher zu gehen, dass sie wirklich richtig verstanden hatte. Ich lächelte sie an und nickte ihr versichernd zu. Sie brachte mir grünen Tee und ich bedankte mich und habe mich selten aufrichtiger gefühlt als in diesem Moment: ich saß und vor mir dampfte grüner Tee! Endlich! Beim Essen wurde mir dann die Ungläubigkeit der Bedienung sehr schnell nachvollziehbar, aber das war mir egal. Zwei Dinge wusste ich sicher: um eine weitere Nahrungsaufnahme brauchte ich mich heute nicht zu sorgen und dies war auf jeden Fall das erste und letzte mal, dass ich in Japan eine derart große Portion trockenen Reis bestellt habe.



Donnerstag, 13. März 2014
Zeitverschiiiiiiiiebung
Ich habe geschlafen, zumindest bilde ich mir das ein. Zusammengerollt auf meinen beiden Sitzen genoß ich das Privileg der Horizontalen. Draußen war es Nacht. Autosuggestiv hatte ich versucht mir die Uhrzeit, die gerade in Japan ist, vor Augen zu halten und dabei versucht zu ignorieren, dass mir dabei 8 Stunden meines Tages verloren gehen. Ich versuchte mir das bisher Erlebte so detailliert wie möglich in Erinnerung zu rufen...Picknick, Abflug, Aufenthalt in Zürich... in der Hoffnung die fehlenden 8 Stunden damit zu füllen. In letzter Zeit hatte ich einige Tage erlebt, die genug Material für zusätzliche 12 Stunden boten, es müsste doch aus andersherum gehen. Ich redete mir ein, wie müde ich sei... Zugegeben es funktionierte nur bedingt gut. Ich fiel wohl eher überwältigt von den Anstrengungen in den Schlaf, als dass ich wirklich glaubte, es ist 22:00Uhr und Zeit zu schlafen. Aber immerhin, ich habe etwas geschlafen. Als ich aufwachte sah ich die Stewardessen ruhig von Reihe zu Reihe laufen. Ich war ganz am Ende des Flugzeugs, hatte also genügend Zeit mit verschlafenem Blick zu rätseln, was sie wohl verabreichten so mitten in der Nacht. Auf der Bord-Speisekarte waren nur zwei Mahlzeiten verzeichnet: Mittagessen und Frühstück. Das mit dem Abendessen wurde vermutlich wegen besagter 8 Stunden übersprungen. Ich hatte keine Ahnung wie spät es ist. Auf irgendeinem Langstreckenflug hatte ich morgens mal warme feuchte Tücher bekommen. Das war eine feine Sache und würde den Japanern sicherlich gut gefallen. Ich beobachtete die Schweizer Begleiterin, wie sie kleine Plastik-Schächtelchen öffnete und austeilte. Dampfen taten die zwar nicht, aber das mit den feuchten Tüchern war die einzig sinnvolle Aktion, die ich mir zu dieser Nacht und vielleicht ja Morgenzeit irgendwie hätte vorstellen können. Ich wartete gespannt ab.
Als die Reihe vor mir dran war, konnte ich zumindest die Aufschrift auf der Packung lesen: Möwenpick... Ich war verwirrt. Eis? Eis zu dieser Tages- äh Nachtzeit? Eis? Dafür riskierten sie es, die mühevoll endlich vom Schlaf übermannten Menschen aufzuwecken? Für Möwenpick-Eis? Welcher Ernährungsempfehlung folgt das denn? Ich überlegte noch eine Weile, ob ich dankend ablehnen sollte... aber so übernächtigt wie ich war, fehlte mir zum Glück die nötige Stärke... das Eis schmeckte wirklich verboten lecker – besonders nachts...



Hilfsbereitschaft
Ich hatte es mir gerade auf meinem Sitz bequem gemacht. Um meinen inneren Frieden nicht zu stören, bin ich der Frage, wieso mein Sitzplatzwunsch am Fenster bei der Buchung des Flugs nun so gar keine Beachtung fand, nicht weiter nachgegangen. Immerhin saß ich im Zentrum des Flugzeugs, wo ich noch nie saß (und wo ich auch nie mein Kreuzchen hingesetzt hätte). Über wirklich neue Erfahrungen entscheiden wohl immer andere. Gut. Statt meinen Gedanken nachzuhängen bekam ich die etwas verzweifelte Familie neben mir mit: deutscher Mann, japanische Frau, 2 süße Kinder (mit braunen – nicht schwarzen Haaren, wen's interessiert) und die hatten zwei Plätze am Anfang und einen am Ende des Flugzeugs. Der Flugbegleiter entschuldigte sich mehrmals, aber konnte ihnen auch keine zusammenhängenden Plätze anbieten. Ich, immer noch im inneren Frieden, wollte ihnen meinen Platz zum Tausch anbieten (viel langweiliger als mein jetziger Platz konnte der andere ja auch nicht sein). Noch bevor ich mein Angebot aussprechen konnte, bekam ich die Nummer des nicht-sichtbaren 2.Platzes mit... Fensterplatz? … mein Herz klopfte ein wenig vor Vorfreude und ich mischte mich in die Konversation ein und bot an zu tauschen. Ja! Ein Fensterplatz mit freiem Platz neben mir! Die Familie war sehr dankbar.. und ich etwas beschämt wegen meiner Eigennützigkeit. Dabei bin ich mir ganz sicher: ich hätte auch getauscht, wenn es kein Fensterplatz gewesen wäre (aber vielleicht wäre ich zögerlicher im Anbieten gewesen). Und so war ich dankbar, dankbar, dankbar: Schweizer Berge im Winter bei Sonnenschein von oben - Grandios! Ich fühlte mich unendlich beschenkt und von guten Mächten auf dem Weg ins Unbekannte begleitet.



Gedankenlärm
Und dann der Flug, vor dem mir etwas graute. Ich bin ein Erdmensch, kein Luftmensch, egal wie toll der Service, wie wunderbar das Wetter, wie klar die Aussicht und wie interessant der Sitzplatznachbar ist. Nichts desto trotz: der Service war hervorragend (ich sage nur Schweizer Schoki...), es war klarster Himmel mit wunderbarstem Sonnenschein, die Crew äußerst angenehm – kurz ich bin gern eingestiegen und auch entspannt wieder ausgestiegen. Und das ist gar nicht so selbstverständlich! Meinem Mitbewohner hatte ich am Abend zuvor meine Flugangst und komischen Vorahnungen gebeichtet. Er meinte - bei einem komischen Gefühl sollte ich auf jeden Fall nicht in das Flugzeug einsteigen und am besten auch versuchen die Crew vom Fliegen abzuhalten. Instinkte und Vorahnungen sind meist richtig und es ist wichtig ihnen nachzugehen! - Er fügte aber auch hinzu, dass das Flugzeug das bei weitem sicherste Transportmittel sei und meine Vorahnungen wahrscheinlich nicht zutreffen (mal abgesehen von dem Unglück vorgestern in Malaysia, von dem ich bei der Gelegenheit erfuhr). - So ernst genommen zu werden in meinen Bedenken machte mich etwas sprachlos. Ich versuchte mir bildlich vorzustellen, wie ich mich weigerte in das Flugzeug einzusteigen: Ich - stur wie ein Esel vor der ersten Stufe stehend, die Crew in einer gekonnt-professionellen Mischung aus Mitgefühl und Manipulation auf mich einredend, die Passagiere genervt aus den Fenstern auf mich starrend... Das fiel mir sehr schwer zu glauben. Meine „gemischten Gefühle“ so ernst zu nehmen, dass ich 800 Euro so einfach in den Sand setzen würde, da würde ich mit meinem Selbstwertgefühl gern mal hinkommen. Den ganzen Flug dann noch zu stoppen.. Wow!... da muss ich echt überzeugt sein. Die Vorstellung fand ich abwechselnd absurd und faszinierend. Aber von meinem unzureichenden Selbstbewusstsein mal abgesehen... wie kann ich denn unterscheiden zwischen einer ängstlichen Vorstellung und wirklichem Bauchgefühl? Das konnte mir mein Mitbewohner auch nicht beantworten. Aber immerhin hatte ich einen Plan B und zumindest gab es eine Person, die mich verstehen würde, wenn ich mich weigern würde morgen in das Flugzeug zu steigen. Das beruhigte mich.
Als ich dann in der Schlange am Gate kurz vorm Einsteigen war, lauschte ich in mich hinein: Alles war ruhig, ich war entspannt und ich freute mich auf den Flug – zumindest auf den ersten kurzen Inlandsflug nach Zürich - und mir wurde dabei klar: eine ernst zu nehmende Vorahnung kann ich wenn, dann nur aus einer solchen Ruhe heraus wahrnehmen. Angst macht blind und taub habe ich letztlich in „Herzenhören“ gelesen. Bei all dem Gedankenlärm, den meine Ängstlichkeit und Nervosität normalerweise in solchen Situationen produzieren, ist es völlig unmöglich die wirklich wichtigen Signale von Fiktionen zu unterscheiden. Und vor dem zweiten langen Flug bemühte ich mich, keinerlei unbegründete Sorgen aufkommen zu lassen. Und auch hier hatte ich deutlich ein gutes Gefühl beim Einstieg. Soviel zur Not-wendigkeit von „Inner Peace“...



Begrenzte Glücksempfindungsfähigkeit
Die letzten Minuten am Flughafen wurden mir durch ein Picknick versüßt. Hach, was habe ich die letzten Wochen an glücklichen und schönen Momenten gehabt und immer, immer kam noch einer hinzu. „Ich kann nicht mehr“, dachte ich häufig. Die vielen intensiv-schönen „bevor-du-weggehst-nochmal-Treffen“ Begegnungen haben mir ins Bewusstsein gerufen, von welch spannenden und liebenswerten Menschen ich zu Hause umgeben bin und was ich alles hinter mir lasse, zumindest für eine Weile. Und nun wurde meine eh schon strapazierte Glücksempfindungsfähigkeit nochmals mit frischen Hasenbrötchen und leckerem Käse herausgefordert. Ach, was habe ich für tolle Freunde!



Abenteuer Japan: Es geht los!
Endlich! Dank meiner wunderbaren Schwester ist alles Notwendige und wenig darüberhinaus in meinen Rucksack gelandet. Die grandiose Größe von maximal 45l half dabei, die Grenze des zulässigen Gewichts beim Flug von 23kg einzuhalten - wir waren trotzdem etwas besorgt, denn ich wollte im Zweifelsfall bei der Aussicht auf Schneesturm nix von meiner Woll(unter)wäsche wieder auspacken. Eine weise Vorahnung... wie sich später herausstellte.
Einige Bilder zeugen vom Chaos in meinem Zimmer. Ganz ehrlich, ich möchte nicht wissen, wie ich das Packen ohne meinen Personal-Pack-Coach geschafft hätte und ich meine wirklich wie, denn, dass ich es geschafft hätte, steht außer Frage. Und würde ich nicht ganz sicher wissen, dass allein der familiäre Bezug mir die Chance geben wird mich zu revanchieren (und dass, vielleicht schon ganz bald) – ich hätte soviel Unterstützung nur schwer annehmen können. Mein Zimmer blitzt und blinkt – selbst mein Wasserkocher wurde mit Scheuermilch solange massiert, bis er vor Dankbarkeit glänzte. Nur meine Fenster und der Boden hoffen noch immer auf Zuwendung.
Das Packen war aber auch echt eine Herausforderung: Eine Temperaturspanne von -3 bis 25 Grad und eine Aktivitätenspanne von Wandern in einsamer Natur, über Büroalltag, bis hin zur Dienstreise in halbwegs japan-konformer Kleidung wollte abgedeckt sein. Ich hab es mit dieser gedanklichen Herausforderung gemacht, wie mit all den anderen in der letzten Zeit: ich habe vermieden darüber nachzudenken. Das funktioniert erstaunlich gut, wobei ich mir noch nicht ganz sicher bin, ob es schieres Vorsich-hinschieben unangenehmer Tätigkeiten oder weise Vorraussicht war. Ich tendiere in letzter Zeit dahin, alles als letzteres einzustufen, weil sich das besser anfühlt und eh auf das gleiche hinausläuft. Nach und nach wurde mir aber eins klar: auf keinen Fall konnte ich darüber nachdenken, solange die Geschäfte noch auf hatten. Irgendwie ahnte ich schon, dass mein gut trainiertes und mittlerweile sehr breit gefächertes Vorstellungsvermögen in Lage ist, derart vielseitige Szenarien und die damit verbundenen Notwendigkeiten zu produzieren, dass ich mit einem halbwegs gut gefüllten Konto eine Lawine von To-Do-and-To-Buy-Listen-Einträgen lostreten konnte. Und ich wusste auch, ich kann genauso gut ohne all diese notwendigen Dinge in andere völlig unvorstellbare Situationen kommen. Davon abgesehen schien mir die Tatsache manche Not nicht abwenden zu können irgendwie abenteuerlicher und spannender. Aber gut. Wenn ich ganz ehrlich bin, ist mein Denkapparat gerade derart überlastet, dass ich lieber nicht versuchen wollte darüber nachzudenken. Ich musste die Auswahl an Einzupackendem zumindest reduzieren auf die Möglichkeiten, die sich bereits in meiner Wohnung befanden. Samstag abend war daher perfekt geeignet. Bei der Gelegenheit konnte ich gleich noch ein paar Neigen Selbstgebrauter Geschenke vernichten und lernte den Wert meines Personal-Pack-Coaches kennen: In den Ich-weiss-nicht-mehr-weiter-Momenten versüsste sie mir die notwendigen Pausen mit Tee & schönen Gesprächen bis es wieder weiterging: eine deutlich bessere Alternative zu Schokolade...